VERLÄNGERT BIS 12.11.2016
Ausstellung vom 30.09 bis 29.10.2016
Max Baur (1898-1988) ist heute hauptsächlich als Architekturfotograf und insbesondere als fotografischer Chronist des unzerstörten Potsdam bekannt. Doch sind seine frühesten künstlerischen Einflüsse, Vorbilder und eigene Hervorbringungen auf dem Feld der Landschaftsfotografie zu finden. Sein Frühwerk, in dem er sich vorrangig der bildmäßigen Inszenierung von Landschaft widmet, wird durch die Nähe zu späten kunstfotografischen Tendenzen bestimmt.
Beeinflusst von seinem Vorbild und Mentor Adalbert Defner, einem von Heinrich Kühn beeinflussten österreichischem Lichtbildner, mit dem er die Tiroler Bergwelt fotografisch erkundete, wagte Baur bald eigene Landschaftsstudien. Vor allem seitdem Baur 1928 Defners Atelier in Wernigerode im Harz übernommen und dort noch im selben Jahr einen eigenen fotografischen Betrieb gegründet hatte, wurde das Mittelgebirge sein bevorzugtes Motivreservoir. In sorgfältig gewählten Bildkompositionen zeigt er das Drama der ungezähmten Elemente. Sein Blick erfasst Landschaftsräume, die durch Tiefenstaffelung und Lichtführung des Bildautors eine fast bühnenartige Anmutung gewinnen. Die technische Perfektion der in subtilsten Grauwerten ausdifferenzierten Abzüge ist bereits im Frühwerk bestechend. Damit war er bereits fotografisch auf der Höhe der Zeit und kann durchaus im Vergleich mit Albert Renger-Patzsch bestehen.
Mit dem Umzug nach Potsdam im Frühjahr 1934 erweiterte sich Baurs Motivrepertoire. Bis 1953, als Baur nach Aschau im Chiemgau zog, war die ehemaligen Residenz- und Garnisonstadt der preußischen Könige mit Sanssouci sein fotografisches Hauptthema; der Schwerpunkt seines Werkes verlagerte sich von der Landschafts- hin zur Architekturfotografie. In der Ablichtung der barocken und klassizistischen Bauformen der Stadt sowie ihrer Schlösser und Gärten bezog der Fotograf nun die Bauten und ihre Umgebung bildlich so stark aufeinander, dass Natur und Architektur nicht im Kontrast zueinander stehen, sondern als einander bedingend begriffen werden können. Kompositionselemente, wie im Bildvordergrund vermittelnde vegetabile Rahmen aus ragenden Ästen, oder silhouettenartige Wirkungen hervorrufende Licht- und Schattenkontraste erzeugen Bildräume von großer Suggestionskraft. In Baurs Schaffen der Potsdamer Jahre vereint sich Sinn für pittoreske Bildwirkungen mit neusachlichem Registrieren des Gegebenen.
Auch in seinem Geschäftsmodell als Fotograf waren gleichzeitig traditionelle und moderne Tendenzen erkennbar, denn hier griffen fotografisches Handwerk und massenmediale Publikationsstrategien ineinander. Doch seine Meisterschaft zeigt sich in perfekt ausgearbeiteten, großformatigen Handabzügen seltener Qualität, wie sie in der Ausstellung Max Baur: Lichtbildner im Unterwegs Antiquariat & Galerie zu sehen sind.
© Barbara Lauterbach (DGPh)